Autofinanzierung für Freiberufler: Welche Unterlagen Sie wirklich brauchen (auch ohne BWA)

„Bitte reichen Sie Ihre aktuelle BWA ein“ – ein Satz, der viele Freiberufler und Kleinunternehmer sofort abschreckt. Betriebswirtschaftliche Auswertungen sind für viele selbstständig Tätige nicht Standard oder nicht aussagekräftig genug. Als Freiberufler arbeiten Sie oft mit der Einnahmen-Überschuss-Rechnung, als kleiner Dienstleister haben Sie vielleicht gar keine monatliche BWA. Was nun?

Keine Sorge! Die BWA ist nicht das Allheilmittel, für das sie viele Banken halten. Es gibt bewährte Alternativen, die Ihre finanzielle Situation oft sogar besser darstellen als eine standardisierte BWA. Dieser Artikel zeigt Ihnen genau, welche Unterlagen Banken wirklich benötigen und wie Sie auch ohne perfekte BWA Ihre Kreditwürdigkeit überzeugend belegen können. Mit der richtigen Vorbereitung steht Ihrer Autofinanzierung nichts im Weg.

Die BWA: Warum Banken sie lieben und warum sie nicht alles ist

Eine Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) ist im Grunde eine monatliche Momentaufnahme Ihres Unternehmens. Sie zeigt Umsätze, Kosten und Gewinn in standardisierter Form und wird meist vom Steuerberater oder der Buchhaltungssoftware erstellt. Banken lieben BWAs, weil sie ein einheitliches Format haben und sich leicht vergleichen lassen.

Doch hier liegt auch das Problem: Für viele Freiberufler ist eine BWA nicht Standard oder sogar irreführend. Wenn Sie als Freelancer, Berater oder Kleinunternehmer arbeiten, rechnen Sie oft nach dem Prinzip der Einnahmen-Überschuss-Rechnung ab. Ihre Geschäftstätigkeit lässt sich möglicherweise nicht sinnvoll in das starre Korsett einer BWA pressen.

Hinzu kommt: Eine BWA ist nur so gut wie die Daten, die in sie einfließen. Bei unregelmäßigen Einnahmen oder projektbasierter Arbeit kann eine BWA ein verzerrtes Bild vermitteln – manchmal zu positiv, oft aber zu negativ.

Die Standard-Checkliste: Diese Dokumente braucht (fast) jeder

Unabhängig von Ihrer spezifischen Situation gibt es Grundunterlagen, die praktisch jede Bank von Freiberuflern verlangt. Diese sollten Sie in jedem Fall parat haben:

Gültiger Personalausweis oder Reisepass für die Identitätsprüfung. Klingt selbstverständlich, aber stellen Sie sicher, dass das Dokument noch mindestens sechs Monate gültig ist.

Gewerbeanmeldung oder Steuernummer vom Finanzamt als Nachweis Ihrer freiberuflichen Tätigkeit. Bei Freiberuflern reicht oft die Steuernummer, Gewerbetreibende benötigen zusätzlich den Gewerbeschein.

Letzte Steuerbescheide der letzten beiden Jahre sind das Rückgrat Ihrer Einkommensdokumentation. Sie zeigen Ihr tatsächlich versteuerten Gewinn und sind für Banken sehr aussagekräftig, da sie vom Finanzamt geprüft wurden.

Kontoauszüge der letzten 3-6 Monate sowohl von Geschäfts- als auch von Privatkonten. Sie belegen die laufenden Geschäfte und zeigen, wie sich Ihr Einkommen in der Praxis entwickelt.

Alternativen zur BWA: So belegen Sie Ihr Einkommen

Die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)

Die EÜR ist für die meisten Freiberufler die wichtigste und aussagekräftigste Alternative zur BWA. Im Gegensatz zur BWA zeigt sie nicht nur Momentaufnahmen, sondern die tatsächlichen Geldflüsse Ihres Unternehmens. Für Banken ist sie oft sogar aussagekräftiger als eine BWA, da sie zeigt, was wirklich auf Ihrem Konto angekommen ist.

Die EÜR dokumentiert alle Einnahmen und Ausgaben und weist den tatsächlich erzielten Gewinn aus. Sie entspricht der Steuererklärung für Freiberufler und Kleinunternehmer und wird vom Finanzamt akzeptiert – ein starkes Argument auch gegenüber Banken. Wichtig: Die EÜR sollte aktuell sein und idealerweise von einem Steuerberater erstellt oder zumindest geprüft worden sein.

Aktuelle Summen- und Saldenliste (SuSa)

Falls Sie mit einem Steuerberater arbeiten, kann eine aktuelle Summen- und Saldenliste (SuSa) eine wertvolle Ergänzung sein. Diese Liste zeigt alle Konten Ihres Unternehmens mit den aktuellen Salden und gibt einen schnellen Überblick über Ihre Vermögens- und Schuldensituation.

Die SuSa ist besonders hilfreich, wenn Ihre letzte EÜR oder Steuererklärung schon etwas älter ist. Sie zeigt der Bank, wie sich Ihr Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit entwickelt hat und ob die Zahlen aus der EÜR noch aktuell sind.

Vorausschauende Geschäftsprognose

Bei jüngerer Selbstständigkeit oder wenn Sie Ihr Geschäftsmodell gerade umgestellt haben, kann eine realistische Geschäftsprognose hilfreich sein. Diese sollte auf fundierten Annahmen basieren und zeigen, wie sich Ihre Einnahmen in den kommenden 12-24 Monaten entwickeln werden.

Eine gute Geschäftsprognose enthält nicht nur optimistische Zahlen, sondern auch eine Erklärung, wie diese erreicht werden sollen. Bestehende Kundenverträge, geplante Projekte oder neue Geschäftsfelder können die Prognose untermauern. Wichtig: Bleiben Sie realistisch – übertriebene Optimismus schadet mehr als er nützt.

Kontoauszüge als Beweis

Lückenlose Kontoauszüge sind mehr als nur eine Pflichtübung – sie sind der beste Beweis für die Richtigkeit Ihrer anderen Unterlagen. Die Bank kann sehen, ob die Einnahmen aus Ihrer EÜR tatsächlich auf Ihrem Konto eingegangen sind und ob Ihre Ausgaben plausibel sind.

Besonders wichtig: Sorgen Sie für Ordnung auf Ihren Konten. Regelmäßige Einnahmen, keine dauerhaften Überziehungen und ein erkennbarer Geschäftsverlauf stärken das Vertrauen der Bank. Falls Sie privat und geschäftlich über dasselbe Konto abrechnen, sollten Sie das der Bank erklären und die Positionen klar zuordnen können.

Finden Sie Anbieter, die Ihre Unterlagen akzeptieren

Sie haben Ihre EÜR und Steuerbescheide parat? Perfekt! Jetzt müssen Sie nur noch die Banken finden, die genau diese Unterlagen für eine Kreditanfrage akzeptieren. Nicht alle Banken sind gleich – während manche starr auf BWAs bestehen, sind andere flexibler und verstehen die Besonderheiten von Freiberuflern.

Der entscheidende Vorteil von Online-Vergleichsportalen: Sie erreichen mit einer Anfrage dutzende Banken gleichzeitig, darunter auch solche, die auf Freiberufler spezialisiert sind. Diese Institute kennen die Dokumentation von EÜR-Rechnern und bewerten Ihre Unterlagen angemessen.

Jetzt passende Kreditanbieter für Freiberufler finden

So bereiten Sie Ihre Unterlagen optimal auf

Tipp 1: Ordentlich und vollständig
Scannen Sie alle Dokumente in guter Qualität als PDF ein. Achten Sie darauf, dass alle Seiten vollständig und gut lesbar sind. Eine professionelle Aufbereitung Ihrer Unterlagen zeigt der Bank, dass Sie Ihr Geschäft im Griff haben. Erstellen Sie eine logische Ordnerstruktur und benennen Sie die Dateien eindeutig.

Tipp 2: Kurzes Anschreiben
Ein zweiseitiges Anschreiben, das Ihr Geschäftsmodell in wenigen Sätzen erklärt, kann Wunder wirken. Beschreiben Sie, wie Sie Ihr Geld verdienen, wer Ihre Kunden sind und warum Ihr Einkommen stabil ist. Besonders bei ungewöhnlichen Geschäftsmodellen hilft diese Erklärung der Bank, Ihre Zahlen richtig zu interpretieren.

Tipp 3: Plausibilität prüfen
Prüfen Sie vor der Einreichung, ob alle Ihre Unterlagen ein stimmiges Bild ergeben. Passen die Einnahmen auf den Kontoauszügen zu den Angaben in der EÜR? Sind die Steuerbescheide plausibel zu Ihren aktuellen Zahlen? Kleine Widersprüche können große Zweifel säen – erklären Sie Abweichungen proaktiv.

Fazit: Ihre Unterlagen sind besser als Sie denken

Die BWA ist nicht die einzige Wahrheit – oft sogar nicht die beste. Als Freiberufler haben Sie mit einer sauberen EÜR und den letzten Steuerbescheiden exzellente Chancen auf einen fairen Autokredit. Ihre Dokumentation ist oft sogar aussagekräftiger als die standardisierten BWAs großer Unternehmen, weil sie die realen Geldflüsse zeigt.

Der Schlüssel liegt in der guten Vorbereitung und der Auswahl der richtigen Bank. Moderne Kreditinstitute haben verstanden, dass Freiberufler zuverlässige Kreditnehmer sein können – Sie müssen nur die finden, die Ihre Unterlagen zu schätzen wissen. Mit der richtigen Strategie steht Ihrer Autofinanzierung nichts mehr im Weg.

Starten Sie jetzt Ihren Kreditvergleich mit den Unterlagen, die Sie haben →